Gästebuch von Paul

Freunde

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Stefan sagt:
Ich saß auf meinem Bett in meinem kleinen Studentenwohnheim in Florida, umgeben von den vertrauten Gerüchen von alten Büchern und dem salzigen Hauch des nahen Meeres. Die Sonne brannte durch das Fenster und tauchte den Raum in ein warmes Licht, doch ich fühlte mich alles andere als wohl. Mein Handy vibrierte auf dem Tisch und ich starrte es an, als wäre es ein ungebetener Gast. Paul hatte sich seit Tagen nicht gemeldet und das war einfach nicht wie er. Er war mein Mentor, mein Freund – fast wie ein Bruder. Aber jetzt war da nur Stille und ich hatte keinen Plan, warum.
Ich hatte versucht, ihn zu erreichen, immer wieder. Seine Stimme war für mich oft wie ein Anker in der stürmischen See meines komplizierten Lebens. Doch die Anrufe blieben unbeantwortet und je länger ich wartete, desto mehr wuchs meine Besorgnis. Es war einfach untypisch für ihn, abzutauchen. Schließlich entschloss ich mich, seine Nonna, also Großmutter in Los Angeles anzurufen. Vielleicht wusste sie etwas. Wenn nicht sie, wer dann? Wir kannten uns gut, wir hatten uns kennengelernt, als ich für Paul arbeitete und viele Monate in LA bei ihnen gelebt hatte. Wir vertrauten einander.
Als ich endlich jemanden erreichte, klang Pauls Stimme anders – gedämpft und angespannt, aber immerhin war er am Telefon. „Wo warst du? Ich habe versucht, dich anzurufen", sagte ich besorgt und setzte mich aufrecht hin. „Es gibt Probleme", antwortete er kurz angebunden. „Sag schon, was ist los?" Ich ließ nicht locker, die Ungewissheit nagte an mir. „Ist grad schlecht", murmelte er. „Wegen Nonna?" Ein leises „Mhm" bestätigte meine Vermutung. Das machte mir noch mehr Sorgen, wenn er nicht mal vor ihr frei sprechen konnte. Klar, er hatte seine Geheimnisse, Weibergeschichten zum Beispiel, von denen seine Oma nichts wissen sollte. Oder seine Liebe zu illegalen Substanzen. Aber über alles andere wusste sie Bescheid. Ausnahmslos.
„Warte kurz." Er legte auf, und ich hörte nur das Rauschen der Verbindung. Minuten später klingelte mein Handy erneut. Im Hintergrund hörte ich Wasserplatscher – wahrscheinlich war er im Garten. „Ich bin draußen. Sie darf nichts davon wissen, es gibt schon genug Gerede und die Presse ist hinter der Story her." - „Hinter welcher Story?" fragte ich verwirrt. „Sie haben alles eingefroren. Die Behörden. Alles. Einfach alles. Meine Konten, Geschäfte. Alle Besitztümer beschlagnahmt, solange nichts geklärt ist.", erzählte er und stand dabei völlig neben sich. „Fuck... aber wie ist das passiert? Du hast doch den Polizeitypen..." Paul unterbrach mich scharf: „Nein, vergiss es. Nicht hier am Telefon. Wir müssen uns treffen. Irgendwo weit weg von allem... dem ganzen Scheiß." Ich verstand sofort die Schwere der Situation und dachte nach. „Ich bin am Wochenende zurück in Jackson. Komm dorthin." Paul lachte spöttisch, aber es klang eher wie eine Flucht vor der Realität als echte Heiterkeit. „Und was soll ich dort tun? Ich muss ihnen mitteilen, wo ich bin. Sie überwachen mich. Wahrscheinlich hören sie das grade ab. Soll ich dort Urlaub machen?." Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken bei dem Gedanken an die Überwachung und die drohende Gefahr um ihn herum. "Wenn man mir das alles wegnehmen wird, drehe ich durch. Ich drehe durch wie an diesem einen Tag, du... du weißt... welchen ich meine.", kam es Paul  angespannt und stotternd über die Lippen. Sofort schossen mir Bilder durch den Kopf – Erinnerungen an einen Tag voller Geheimnisse und unausgesprochener Worte. Ich wusste genau, wovon er sprach „Wir werden einen Weg finden. Bitte komm nach Jackson.", versuchte ich ihn zu beruhigen, während ich mit aufgeregter Stimme in meinem Zimmer auf und ab lief. "Ich weiß nicht... diesmal ist es anders. Es ist nicht wie beim letzten Mal. Aber... gut, ich komme nach Jackson.", sagte er schließlich und seine Stimme klang nun so fern – als ob er sich hinter einer Mauer versteckte, die ich nicht überwinden konnte. Noch nicht. Die Verbindung brach ab und ließ mich allein mit meinen Gedanken zurück – einem Sturm aus Sorge und Angst um meinen Freund, Mentor, Bruder, dessen Leben sich gerade in eine Richtung bewegte, die ich nicht verstehen konnte oder wollte. Doch für mich stand sofort fest, dass ich an seiner Seite sein musste. Als ich vor einem Scherbenhaufen stand, war er es, der all die kleinen Teile mit mir wieder zusammensetzte. Nun war ich an der Reihe, ihm zu helfen. Also machte ich mir einen Plan, wie ich am schnellsten nach Jackson kommen würde.
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Stefan sagt:
Drei Tage später in Florida: „Ich verstehe deine Wut.", sagte Paul dann mitfühlend und bot mir ein Glas Bourbon an. Dankend nahm ich es an mich, trank einen großen Schluck, während wir in seiner Suite vor der großen Fensterfront im elften Stock auf super bequemen Sofas saßen. Draußen war es dunkel, aber die Lichter in den Gebäuden und auf den Straßen leuchteten in der Tiefe der Nacht. „Es ist aber nicht vernünftig, mit deiner Schwester zu streiten. Ihr wart euer Leben lang zusammen, eure Bindung ist besonders und Familie ist wichtig. Du solltest nicht zulassen, dass deine Wut auf Silas sich auf Ashley überträgt." Ich leerte das Glas, stellte es vor mich auf den Glastisch, als ich aufstand und vor den großen Fenstern hin und her lief. „Es geht aber nicht anders. Sie will am liebsten in einer heilen Welt leben, die von Familienabenden und Harmonie geprägt ist, aber das ist einfach nicht realistisch." – „Warum ist es das nicht?", fragte Paul interessiert, der noch immer auf dem Sofa saß und entspannt seine Beine übereinandergeschlagen hatte. „Ich hasse Silas. Aus tiefstem Herzen. Das... das ist nicht nur dahergesagt. Und ich weiß, dass ich so nicht fühlen sollte, aber ich kann es nicht ändern. Ich wollte es versuchen, wollte, dass er mir einfach egal ist, wenn es schon nicht anders geht, aber ich kann einfach nicht vergessen, was er alles getan hat. Sobald ich seinen Namen höre oder an ihn denke, kriege ich eine Gänsehaut und dann werde ich so wütend, dass ich mir wünsche, ich würde ihm begegnen, damit ich meine Wut an ihm auslassen kann." Paul nickte verstehend, trank seinen Bourbon. „Vielleicht ist noch nicht genug Zeit vergangenen. Manche Wunden brauchen viele Jahre, um zu heilen. Vielleicht bist du einfach noch nicht bereit, diese Wut aufzugeben, immerhin ist sie alles, was dir von dieser schlimmen Zeit geblieben ist, als er in dein Leben trat und alles verändert hat. An Wut klammern bedeutet, dass noch viel Schmerz da ist. Und solang Schmerz herrscht, sind die Wunden zu frisch." Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Fenster, warf meinen Kopf in den Nacken, sodass ich an die Decke schaute. „Ich bin es leid, Schmerzen zu empfinden. Und ich befürchte, dass diese Wunden niemals heilen werde. Nicht, wenn ich tatenlos zusehe und die Dinge beim Alten lasse." – „Dann stelle ihn zur Rede. Lass raus, was dich bedrückt. Schmettere ihm die Vorwürfe an den Kopf. Werde diese innere Last los, die Wut." – „Das wird nichts ändern. Entweder wird er provozierend antworten oder gar nichts sagen. Der Zug für eine Einigung, eine Zusammenkunft ist abgefahren und daran wird sich niemals etwas ändern. Ich will es auch gar nicht erst versuchen. Ich will einfach nur, dass er verschwindet." – „Verschwindet? Wie meinst du das?", fragte Paul etwas genauer, während er sein Glas abstellte und mich fragend anschaute. „Er soll nicht mehr da sein. Es soll wie vorher sein. Silas, das verbotene Thema, über das man nicht reden darf. Silas... der tote Bruder, der nicht existiert. Ein Geist, der uns lange genug heimgesucht hat, nun aber keine Rolle mehr spielen darf.", wiederholte ich die Worte meines Vaters, die er Damon, Ash und mir immer wieder eingetrichtert hat. „Du redest über deinen Bruder, Stefano. Und über meinen klügsten Kopf im Clan." Kritisch wanderte eine meiner Augenbraue in die Höhe. „Ich bin der Falsche, mit dem du über seine Wichtigkeit in deinen Reihen reden solltest. Vor allem nicht, nachdem ich dir grade gesagt habe, dass ich mir sein Verschwinden wünsche." Ich stieß mich von der Fensterfront ab, wollte nach meiner Lederjacke greifen, die ich über das Sofa gelegt hatte, als Paul aufstand und mich an meinem Arm festhielt, um mich in meinem Verschwinden zu stoppen. „Halt.", sagte er klar, aber nicht bestimmend. „Ich wollte dich nicht verärgern, in Ordnung? Es muss dir klar sein, dass manches Verschwinden nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Oft sagt man solche Dinge aus einer Laune heraus, manchmal steckt auch bitterer Ernst dahinter. Auch wenn du die Bruderbindung nicht spürst, er ist ein Teil von dir. Und ich bezweifle, dass sein Verschwinden dich entlasten würde. Dann wären es andere Gedanken, die dich wegen ihm quälen. Glaube mir, ich habe schon so gehandelt und es bereut. Nur weil jemand ein schlechter Mensch ist, darf man nicht den Richter spielen." – „Niemand versteht, was für eine Belastung Silas für mich ist. Wie es sich anfühlt, wenn dein schlimmster Feind mit deinem Gesicht durch die Welt marschiert. Mit der Angst leben zu müssen, was er damit tun könnte... WIEDER tun könnte." – „Du hast recht. Niemand kann das verstehen. Aber niemand ist es wert, dass man sich sein eigenes Leben wegen dieser Person verbaut. Du bist auf einem guten Weg, halte daran fest und zeige ihm, dass du es schon immer weitgebracht hast und er dir niemals das Wasser reichen kann. Guck dich doch an, Stefano... du sitzt hier mit einem milliardenschweren Mann, der felsenfest von dir überzeugt ist und ein großes Potential in dir sieht. Mit meiner Hilfe wirst du genauso ein erfolgreicher Unternehmer, wie ich es bin. Du wirst dir deine eigene Rakete leisten können, mit der du in den Weltraum fliegst. Du wirst auf niemanden mehr angewiesen sein. Aber dafür musst du dich fokussieren und an deinen Zielen festhalten." Auch wenn der Spruch mit der Rakete spaßeshalber gemeint war, steckte ein Funken Wahrheit dort drinnen. Paul war auf niemanden mehr angewiesen, um sich seine Wünsche und Ziele zu erfüllen. Seine Gefolgschaft folgte ihm blind und er war das Symbol für Erfolg und Reichtum. An seiner Seite hatte er eine loyale Frau und bald würde er Vater werden. Es war Zeit, seiner Strategie zu folgen. „Zeig mir den Weg und ich werde ihn mit dir gehen.", sagte ich zu Paul. Dieser fing an zu lächeln, nickte und versprach mir, dass sich bald alles zum Guten für mich wenden wird und dass jeder meiner Wünsche in Erfüllung gehen wird.
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Stefan sagt:
Endlich kam Licht ins Dunkle. Mister Paul Vedere verriet mir den Stand der Dinge. Erklärte mir, worin mein Wert lag und wie ich ihm dabei helfen konnte, noch größer und noch erfolgreicher zu werden. Meine erste Frage lautete: „Hast du deswegen all das gemacht? Nur damit ich dir helfe?" Aber Paul verneinte. „Lange bevor ich den Zusammenhang zwischen den Waffen deines Vaters und dir erfuhr, erzählte Esme oft von dir. Ich mochte dich, obwohl wir uns noch nicht persönlich kannten. Eure Geschichte. DEINE Geschichte. Was du durchmachen musstest und trotzdem noch so ein netter Kerl bist. Du hast meine Sympathie gewonnen, obwohl ich mich noch nie mit dir unterhalten habe. Als ich dann mitbekam, dass du hier in Florida studieren möchtest und diesen Testkurs belegst, entschied ich, dir einen Besuch abzustatten. Immerhin hatte ich viele Termine mit dem Kennedy Space Manager. Es hat einfach gepasst. Auf dem Weg hierher, sprach ich mit einem meiner Leibwächter über eure Familie. Darüber, dass Salvatore's Arms eine gute Investition für Vedere Inc. wäre, aber Guiseppe Salvatore nicht verkaufen würde. Da veranlasste ich die Nachforschung. Ich ahnte, dass du Anteile besitzen würdest. So hätte ich es zumindest an der Stelle deines Vaters gehandhabt. Dann lernte ich dich kennen. Mein Bild über dich hatte sich bestätigt. Viel später teilte man mir mit, dass du tatsächlich die Anteile besitzt und nicht dein Bruder Damon wie angenommen." Ich nickte, fragte mich noch immer, warum das so war. Warum mein Vater mir seine Firma überlassen wollte. Nach allem, was war. „Dann hast du dir gedacht, dass du mir ein bisschen Honig um den Mund schmierst, damit ich dir das, was ich angeblich an Anteilen besitze, überlasse?" - „Nein, eben nicht, Stefan. Natürlich möchte ich Salvatore's Arms kaufen. Das würde mir mein Waffengeschäft erleichtern. Ich könnte in den legalen Vertrieb gehen. Die Firma noch viel größer machen." - „Waffen sind nie gut. Ein noch größerer Markt verursacht noch mehr Schaden. Wenn's so ist, wie du sagst, hättest du mich einfach drauf ansprechen können. Ich schenke dir diese Anteile, weil ich mit alledem nichts zu tun haben will. Guiseppe sollte sich dafür schämen, mir dieses Geschäft aufhalsen zu wollen, nachdem er mich, seinen eigenen Sohn, erschießen wollte. Was für eine kranke Ironie soll das sein?" - „Ich verstehe dich, Stefan. Aus diesem Grund will ich dir das abnehmen. Ich will dieses Kapitel für dich aus deinem Leben löschen, sofern es möglich ist. Dich dabei unterstützen, aus etwas Vergangenem etwas ganz Neues zu erschaffen. Mit der richtigen Strategie gibt Giuseppe die Firma ab, wir entfernen deinen Namen von allen Papieren und sorgen dafür, dass keine Waffe mehr deinen Nachnamen tragen muss, weil es nicht das ist, wofür du in Zukunft stehen willst, richtig?" - „Mh... utopische Vorstellung. Erstens glaube ich nicht, dass mein Vater sich darauf einlassen würde und zweitens klingt es immer noch danach, als ob du mich nur benutzen würdest, um an die Firma heranzukommen." Ich wurde kühler, distanzierter, war nicht länger in Stimmung, hier mit ihm im Lokal am Strand zu sitzen, als er sich über den Tisch lehnte, um mir gut zuzureden. „Stefan, du kannst mir hier und jetzt sagen, dass du all das nicht willst. Ich kann dir helfen, die Anteile an deinen großen Bruder Damon zu übertragen, damit er das bekommt, was ihm zusteht und du niemals etwas damit zu tun haben musst. Und trotzdem würde ich dich wie meinen eigenen Bruder betrachten. Es ändert nichts an deiner Person und deinem Stand im Clan. Das habe ich aus reiner Sympathie getan, dich zu uns geholt. Nicht aus irgendeiner Masche heraus, um an dein Familienunternehmen zu kommen, sondern weil ich jemand Guten wie dich in meinem Kreis wünsche. Wie ein rares Weltkulturerbe, das beschützt werden muss, bevor es von Idioten zerstört wird. Ich tue, was du von mir verlangst, Stefan. Wenn dein Vertrauen in mich nun beschädigt ist, bedauere ich es, möchte es wieder herstellen, aber wenn du lieber kein Teil mehr von alledem sein willst, darfst du dich niemals gezwungen fühlen, bei uns zu bleiben. Es steht dir jederzeit frei, Abstand von Vedere oder mir zu nehmen. Auch wenn es schmerzlich für mich wäre." - „Nein, ich... ich möchte bleiben.", stellte ich schnell klar, wurde wieder etwas entspannter. „Mein Vertrauen in dich ist deshalb nicht beschädigt. Ich glaube dir, dass du nicht nur deshalb mit mir... „befreundet" bist. Es machte nur den Anschein." - „Das stimmt. Ich habe mich nicht gut gefühlt mit diesen Gedanken um deine Firmenanteile, aber da steckt der Geschäftsmann in mir." - „Wie soll das alles aussehen?", fragte ich Paul. „Wenn ich mitmache und Giuseppe ebenfalls zustimmen würde?" - „Ich würde Giuseppe und deinen Bruder Damon großzügig auszahlen. Und was dich angeht, da steht dir jeder Verhandlungsraum offen. Dein Wunsch sei mir Befehl. Möchtest du selbst zum Firmengründer eines anderen Produktes werden? Möchtest du in Immobilien für die Zukunft investieren? Oder willst du in einem Pool voller Geldscheinen schwimmen? Du kannst dir über all das Gedanken machen, Stefano. Ob du überhaupt soweit gehen willst oder nicht. Niemand wird leer ausgehen. Für jeden wird es sich lohnen. Das verspreche ich dir. Und wenn alles bleiben soll wie es ist, wird es so sein. Ganz egal, was du möchtest, ich werde dich unterstützen." Dankend nickte ich. „Warum bist du so nett zu mir? Da draußen gibt es so viele Menschen wie mich, die nett sind und ausflippen würden, wenn sie Zeit mit dir verbringen könnten. Geschweige von einem Eintritt in deinen Clan." Paul grinste. „Wie sagt man so schön in der Geschäftswelt? Ein Empfehlungsschreiben von Esme?", scherzte er. „Es ist einfach mein Gefühl, das mich bisher nie enttäuscht hat. Wenn man so viele Gesichter sieht wie ich, mit vielen Menschen arbeitet, lernt man sie schnell kennen. Man kriegt ein Gefühl dafür, wer es gut meint und wer nicht. Und du weckst meinen Beschützerinstinkt als wärst du mein verschollener kleiner Bruder. Tut mir leid, sollte dich das an jemand anderen erinnern." - „Schon gut. Es klingt schön, was du da sagst. Dass du das schätzt, was ich als Schwäche an mir betrachte." Wir beide lächelten. „Du erinnerst mich oft an mich selbst. Damals, als ich noch nicht der Kopf dieses Imperiums war. Ich war so wild darauf, die Welt zu sehen. Am liebsten hätte ich Esme und meine Freunde an die Hand genommen und wäre schnurstracks losmarschiert. In mir herrschte viel Trauer, ich verlor früh meine Eltern, aber trotzdem machte ich weiter, klammerte mich an die guten Dinge, an Gefühle, an Menschen, die mir alles bedeuteten. Aber dann töteten sie meinen Großvater und über Nacht musste ich zum Herrscher einer wildgewordenen Horde werden. Ich hatte keine Zeit, seinen Verlust zu verarbeiten, weil ich mit so vielen Problem konfrontiert wurde, dass ich sogar Esme zurückließ, weil ich es einfach nicht verkraftete, sie auch noch zu verlieren, weil alle, die ich liebte, nacheinander umgebracht wurden. Paradox, weil ich sie ohnehin verlor, nur wusste ich so wenigstens, dass sie leben konnte und nicht wegen mir in Gefahr leben musste. Mich konnte niemand mehr vor der Welt beschützen. Mein innerlicher guter Kern wurde von Jahr zu Jahr kleiner. Dies gilt es bei dir zu verhindern. Und erlaube mir diese Äußerung, aber in deinem Leben hast du keine geeignete Leitfigur, nicht wahr? Niemanden, der dich an die Hand nimmt. Lass mich der sein, der dir zeigt, dass man trotz allem immer wieder zurück auf die Beine kommt. Blut ist nicht immer dicker als Wasser, das würde ich sogar schwören." Paul stand auf, stellte sich neben mich an den Tisch, sodass auch ich aufstand und er mich brüderlich in den Arm nahm. Er löste sich. „Ein Clan... ein Kartell... es klingt immer so negativ, aber es hat Seiten an sich, die Außenstehende niemals begreifen werden. Wir sind eine Familie, zusammengewürfelt aus so vielen verschiedenen Nationen und Problemen und am Ende des Tages kämpfen wir alle zusammen für jeden einzelnen für uns. Ich hoffe, du weißt, dass ich dich zu nichts zwingen möchte, Stefano." - „Ich weiß.", nickte ich lächelnd.
Wir redeten noch ein paar Minuten weiter, als er mich zurück zum Campus brachte. Ich war es, der die Firma meines Vaters erneut erwähnte. „Ich möchte diese Anteile nicht. Ich will das, was du gesagt hast. Dass keine Waffe mehr produziert wird, die meinen Nachnamen trägt. Ich will, dass Giuseppe und Damon gerecht ausgezahlt werden, der Rest ist mir egal. Ich helfe dir, die Firma zu bekommen, aber versprich mir, dass alles gekappt wird, was den Namen Salvatore mit diesen Waffen verbindet." - „Ich verspreche es."
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Stefan sagt:
„Und dein Vater hat euch verboten, über Silas zu sprechen?" Paul hatte Tränen in den Augen, es nahm ihn mit, was ich über die Vergangenheit und unseren Bruder zu erzählten hatte. „Ihr dachtet, der Geist eures toten Bruders hätte euch heimgesucht? Und Trauern, sowie das Weinen war verboten? Das... das muss schlimm gewesen sein." Ich nickte. „Es hat sich immer falsch angefühlt. Ash und ich fühlten immer eine Leere. Wir konnten es uns nie erklären, schoben es auf unser instabiles Familienleben, aber da war so viel mehr, was uns weggenommen wurde." - „Grade er, dein Zwilling. Man sagt ja, dass zwischen Mehrlingen eine besondere Bindung herrscht. Umso schlimmer, was danach folgte. Dass er es sich selbst so verbaut hat. Hast du jemals in Betracht gezogen, ihm zu verzeihen? Von von anzufangen?", fragte Paul dann freiheraus und trank einen großen Schluck seines Wassers. Kurz schaute ich nur auf die Wellen. Nachdenken musste ich nicht, ich kannte die Antwort, aber es fühlte sich falsch an, so zu empfinden. „Nein, ich wollte ihm nie verzeihen." Zum ersten Mal sprach ich es offen aus.
„Für einen Moment, anfangs, dachte ich, dass ich das tun müsste. Meine Mom und Ash, sie waren der festen Überzeugung, dass es das Richtige wäre. Immerhin ist er unser Bruder und hatte es nie leicht. Das weiß ich. Auch wenn ich es nicht nachempfinden kann, was ihm widerfahren ist, kann ich mir denken, dass es schlimm gewesen sein muss. Aber durch die Umstände, wie ich ihn kennen lernen musste, hat er alles in mir gebrochen. Auch die Vorstellung, dass er und ich jemals echte Brüder sein können, hat er mit seinem selbstsüchtigen Verhalten zerstört." - „Das verstehe ich. Andere hätten es ihm auch nicht so leicht gemacht. Verzeih, es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, wie du mit ihm verblieben bist, aber einen Denkzettel hat er nicht kassiert oder liege ich da falsch?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht von mir. Er kam, sah und siegte.", zitierte ich Julius Cesar. „Silas uns ich hatten gestern ein Gespräch. Es war nicht sehr lang, aber intensiv. Er stört sich sehr daran, dass du von mir bevorzugt wirst, obwohl er sich als wertvoller betitelt, im Vergleich mit dir." Ich seufzte. Eigentlich hätte ich so viel dazu sagen können, aber jedes Wort über ihn war mir zu schade, also hielt ich mich zurück. „Vermutlich ist er wertvoller als ich. Scheinbar ist es jeder.", zuckte ich die Achseln, aber Paul bremste mein Trübsal. „Absolut nicht, Stefano. Und auch sie wird sich irgendwann fragen, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Mit dem kleinkriminellen Rio. Und auch mit dem Hochstapler Silas. Mach dein Selbstbild nicht von dem pubertären Geschmack eines Mädchens abhängig. In dem Alter experimentiert man, probiert sich aus. Nimm es dir nicht so zu Herzen." - „Esme hat immer nur dich geliebt. Du warst, bist und bleibst vermutlich ihre einzig wahre Liebe. Was, wenn ich so bin wie Esme? Wenn ich niemals wieder jemand anderen so lieben kann wie Lily?" - „Dann bist du auch genauso tapfer, ausdauernd, willensstark, loyal und selbstlos wie Esme. Entweder wird sich der Weg am Ende lohnen oder du wirst feststellen, dass Lily gar nicht die Eine war, weil du dein Herz an jemand anderen verlierst. Eines von beiden wird es sein. Sieht doch nicht schlecht aus diese Aussicht, oder?", wollte er mich aufmuntern. Nickend atmete ich durch. „Glaub mir, ich hätte auch lieber dich an Lily's Seite als Silas. Er ist... nicht gut für sie. Mir ist egal, was alle sagen, ich empfinde ihn als schrecklichen Menschen." - „Endlich mal einer, der es ausspricht.", stimmte ich Paul zu. „Aber eines haben mein Bruder und ich gemeinsam..." Paul wurde hellhörig. „Silas und ich wollen wissen, was du wirklich von mir willst. Vermutlich weiß er es mittlerweile. Wie wäre es also, wenn du meiner Frage nicht länger ausweichst und mir auch den Rest eures Gespräches erzählst? Den Rest, den du eben nur angeschnitten, aber nicht ausgeführt hast. Warum bin ich so wertvoll für dich, Paul?"
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Stefan sagt:
„Du bist unser wichtigster Neuzugang, Stefan. Du spielst eine große und bedeutende Rolle in unserem System.", erklärte Paul, als wir zusammen in einem teuren Restaurant am Strand saßen, die Sonne und gutes Essen genossen. „Okay, das hast du schon oft gesagt, aber warum das Ganze? Ich bin nicht der Erste, der sich das fragt. Allmählich will ich darauf antworten können. Denn wenn ich ehrlich bin, erkenne ich diesen Wert in meiner Person nicht. Was sollte ich für Vedere bewirken können?" Paul lächelte sanft, überschlug seine Beine entspannt, als er sich seitlich an den Tisch gesetzt hatte und seinen Blick auf das Meer neben uns gerichtet hatte. „Du musst endlich lernen, dich selbst zu respektieren, Stefano. Wann immer wir sprechen, zweifelst du an dir oder redest dich selbst klein. Wenn du mich fragst, bist du ein aufrechter, intelligenter junger Mann. Du sagst, was du denkst. Aber vor allem bist du mutig. Und tapfer dazu. Deine Laufbahn bisher war nicht leicht und doch gibst du nicht auf, machst weiter und versucht, das Beste aus allem zu machen. Du erinnerst mich an mich selbst, als ich in deinem Alter war. Ich musste viel erleben, viel durchstehen, war oft auf mich allein gestellt, aber ich hatte ein Ziel vor Augen. Und auch wenn es letztendlich schmerzhafter war, als ich es erwartet hatte, habe ich es geschafft. Ich habe aus einem Gangsterclan auch ein legales Großunternehmen geschaffen. Mein Großvater störte sich nicht daran, dass alle Welt wusste, dass Vedere nur aus illegalen Geschäften bestand. Früher war die Welt anders, natürlich. Gangster wurden gefürchtet. Die Polizei wurde gekauft und stumm geschaltet. Aber ich wollte mehr. Ich wollte den Respekt aller. Nicht jeder Mensch muss dich mögen. Manche werden dich hassen. Aber am Ende müssen sie zugeben, dass du jemand bist, den man respektieren muss, weil du zu allem fähig bist. Wenn du diese Einstellung hast, wirst du es weit bringen." Nachdenklich nickte ich bei den Worten des Bosses, atmete schließlich tief durch. „Ich will auch respektiert werden.", gestand ich dann meine Selbstzweifel, während ich an meinen Fingern herum zupfte, während die Möven im Hintergrund ihre Laute von sich gaben. „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute mich ernstnehmen. Es fühlt sich an, als würden sie mich ständig als das naive, kleine Opfer sehen." Paul nickte, schaute mich mitfühlend an. „Denkst du das von dir selbst? Vielleicht, weil du dich selbst so siehst, fürchtest du, dass andere es genauso sehen." - „Keine Ahnung. Vielleicht. Vielleicht sehe ich das alles so, weil viel passiert ist." - „Rede mit mir, Stefan. Rede dir alles von der Seele. Ich bin für dich da." Nickend dankte ich ihm. Ich hatte auch wirklich das Gefühl, dass es ihn interessierte, was ich dachte und fühlte. Also fing ich an, ihm alles zu erzählen, was in mir vorging. Von Anfang an.
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