Der Makel, Mensch zu sein.

Geschrieben von Higgs am 29. November 2019 23:08 Uhr

    

Homo sapiens, der „weise Mensch" – jap, das ist etwa so originell wie der vegetarische Löwe, der steppende Regenwurm oder die bürokratische Spitzmaus. Sicher: Eine gewisse Bauernschläue kann man unserer Spezies nicht absprechen – aber Weisheit? Nein, sicher nicht. Weisheit war und ist Mangelware unter uns eitlen Affen. Unsere so hoch gerühmte Intelligenz – wir nutzten sie nicht vorrangig, um aus dieser Welt einen besseren, einen lebenswerteren Ort zu machen, sondern um uns gegenseitig auszutricksen, auszuplündern, auszubeuten, abzuschlachten. Und wozu das Ganze? Für nichts und wieder nichts. Denn die Sieger dieses elenden Spiels um Macht und Ressourcen kamen keineswegs in den Genuss eines sorgenfreien Lebens. Sie mussten die Früchte ihres Triumphs vielmehr ängstlich umklammern, in ständiger Furcht davor leben, bald selber ausgetrickst, ausgeplündert, ausgebeutet, abgeschlachtet zu werden. Dümmer geht's nicht – und doch wird dieses Spiel fortgesetzt von Generation zu Generation. Eine weit treffendere Artbezeichnung als Homo sapiens wäre daher Homo demens, der irre, der wahnsinnige Mensch. Denn genau das zeichnet uns vor allen anderen Tieren besonders aus: Nur wir sind verrückt genug, unser Leben für pure Fiktionen wie „Gott", „Ehre" und „Ruhm" aufzuopfern. Keine Ideologie ist absurd genug, als dass wir für sie nicht bis zum bitteren Ende kämpfen würden.

Glaubt mir: Könnte man aus dem Club Homo sapiens austreten, so, wie man einem miesen Sportverein die Mitgliedschaft aufkündigt – ich hätte es längst getan. Doch ein Austritt aus Homo sapiens ist zu Lebzeiten bekanntlich nicht möglich. Wir sind geborene Mitglieder dieses Clubs, verurteilt dazu, den Makel, Mensch zu sein, ein Leben lang mit uns herumzutragen. Doch Heulen hilft nicht. Versuchen wir stattdessen, das Beste aus unserer Lage zu machen. Immerhin hat uns die biologische Evolution durchaus vielversprechende Anlagen mit auf den Weg gegeben. Denn – ob man es glauben will oder nicht: Homo demens muss keineswegs das Ende der Fahnenstange sein, es gibt noch mehr für uns da draußen. Tatsächlich trägt jeder von uns die Anlage zu beidem in sich, zum hohlköpfig­wütenden Homo sapiens wie zum gottähnlichen Homo demens. Arbeiten wir also daran, dass sich Homo demens irgendwann einmal gegen Homo sapiens durchsetzen kann! Es wäre die größte Revolution in der Geschichte der Menschheit. Also zögert nicht und kämpft für eine Veränderung, die unsere Welt braucht. Schließt euch den Demens an.

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