Gästebuch von Paul
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Lily
sagt:
Das Handy lag flach auf meiner Hand, mit dem Bildschirm nach oben gerichtet. Eine männliche, raue Stimme ertönte. Natürlich sagte ich nichts, das war immerhin nicht mein Kontakt und ich sollte nur die Nummer aussuchen, soweit ich das verstanden hatte. Paul hatte scheinbar gerade selbst damit zu kämpfen um zu erkennen wer der Typ auf der anderen Leitung war. Ich konnte deutlich erkennen wie er auf das Display schaute um sich ein Bild zu machen. Anscheinend war ihm der Name ein Begriff und er klärte mich direkt auf. Ein konkurrierender Motorradclub, wenn das nicht einmal ein Volltreffer war. Eine neue Stimme meldete sich zu Wort. Silas und ich verstanden natürlich nur die Hälfte, zumindest ich, unbekannt waren sich die Telefonierenden wohl nicht. Jetzt leuchtete mir auch ein, was Paul versuchte. Er fragte den Mann am Handy ob er ihn für gut oder böse hielt, um mir eine außenstehende Meinung zu präsentieren. Der Präsident des Motorradclubs war sichtlich verwirrt und fragte ob er gesoffen hätte, daraufhin musste ich grinsen. Schien wohl dann keine Seltenheit zu sein. Ich lauschte aufmerksam den Worten des Fremden. Er schien ihn für gut zu halten, soweit man dies in der Branche eben sein konnte, vermutete ich. Root, der gute Herr, plauderte sogar aus dem Nähkästchen. Victorias Secret Models also, hm? Erstaunt schaute ich zu Silas und grinste erneut. Er erhielt, trotzdessen, dass es sein Konkurrent war, ziemliche Lorbeeren. Auf seinen Blick hin nickte ich. Ja, das war erst einmal genug. Plötzlich ging es um Geschäftliches, weshalb er natürlich sein Handy wieder haben wollte und sich kurz entschuldigte. „Wow, dein Boss treibt es also mit Victorias Secret Models.", grinste ich Silas entgegen, ehe Paul zurückkam. Grinsend und mit einem Kopf schütteln vernahm ich seine Worte. „Nett gemeint, aber ich würde auch ohne ... Esme ablehnen.", sagte ich ehrlich. „Das letzte Mal als ich für jemanden Aufgaben erledigte, endete das Ganze nicht besonders erfreulich ... ich denke, dass ich erst einmal bei Schule bleiben sollte.", zwinkerte ich. Wir unterhielten uns weiter. „Also auch noch ein Star Wars Fan?", erfragte ich weiter und verschränkte meine Arme. „Was ist mit Kindern?", wollte ich dann wissen. Er musste sich beinah wie in einem Verhör vorkommen. „Wenn du „Feinde" hast ... und die haben Familie ... greifst du nur ihn an oder auch Angehörige. Frau, Kind ... Mutter, Vater. Wie sieht es dabei aus?"
Lily
sagt:
Unbemerkt seufzte ich, als er direkt wusste, dass Esme und ich auf irgendeine Art und Weise miteinander verwandt waren. Schwestern würde ich uns garantiert nicht nennen, aber nun gut. Ich teilte mit ihr nämlich gar nichts, auch nicht die Grazie. Als er mir versicherte, dass Silas in Sicherheit wäre und er sein Bestes gab, musste ich mir ein Schmunzeln verkneifen. Ja, wirklich? Wie konnte dann eine irre Latina in die Werkstatt einbrechen und meinen Freund halbumbringen? So sicher war es dort also und so viele Männer standen hinter ihm? Ich nickte seine Aussagen ab, während ich innerlich eine andere Konversation führte. Aber ich sollte Esme ja nicht in die Pfanne hauen, dabei täte ich dies nur zu gerne. Frieden, das war allerdings das, was wir uns alle gestern Abend versprochen hatten. Aus selbstsüchtigen Gründen bereute ich es für eine kleine Sekunde. Keine einsamen Wölfe. Okay, der Scherz war gut. Silas, der von seinem eigenen Unterboss hintergangen wurde. Rio, der beinah unbemerkt in Flammen aufging. Wow, das nannte ich erstklassigen Schutz. Der Typ hatte doch keine Ahnung von seinen Leuten, oder? Plötzlich reichte er mir sein Handy, nachdem er mich taffes Mädchen nannte. Ich war nicht taff, ich war nur ehrlich und direkt. Selbstverständlich griff ich nach der Chance und nahm das Handy. Er sagte, dass ich irgendeine Nummer wählen sollte, frei Schnauze. Also scrollte ich die gefühlt Millionen Menschen durch. Um es spannend zu machen schloss ich meine Augen und drückte Random einen Namen, dann schaltete ich den Lautsprecher an. „Und jetzt? Ist das die Wahrsagerin, die mir sagt, ob du auf der guten oder bösen Seite spielst?", grinste ich leicht und hielt das Handy so, dass wir alles etwas hören konnten.
Esme
sagt:
Sir. Beinah blieb mir das Lachen in der Kehle stecken. Kamen wir jetzt auf diese höfliche Tour? Sir. Sir Paul? Leben wir im Mittelalter, oder wie? Ich schluckte es runter. Ließ ihn seine Show abziehen. Und plötzlich begann, der so unglaublich begabte Silas, auch noch, an italienisch zu sprechen. Was für ein talentiertes Kind, wow. Ironie off. Mein Schulitalienisch war sehr in die Jahre gekommen und ich verstand nur halbwegs etwas. Früher hatte Paul mich unterrichtet, lang war es her. Er fragte Silas scheinbar, ob es ihm bei uns gut ging. Wie sollte es auch nicht, keine Fliege hat ihm etwas zu leide getan. Doch wie sieht es mit dir aus Silas, bist du fair und ehrlich? Nein. Die Unterhaltung ging weiter. Ich verstand nicht recht, aber Pauls darauffolgende Aussage bestätige meine Vermutung. Es ging um mich, der Blick sagte alles. „Genau, wenn man mich nicht verärgert, dann bin ich sehr harmlos.", zwinkerte ich Silas zu. „Wir sollten den „Burschen" arbeiten lassen. Er will ja sichtlich seine „Ruhe".", zwinkerte ich erneut. „Und ich habe großen Hunger. Du sicherlich auch, oder?", meine Frage ging an Paul, nicht die Gorillas, die uns begleiteten. Und nachdem sich unser Boss noch einige Ecken der Werkstatt angesehen hatte, verabschiedeten wir uns und gingen hinaus. „Ich kenne ein wundervolles Lokal.", grinste ich bescheiden, ehe uns der Fahrer erneut die Tür öffnete. Die Gorillas, Paul und ich stiegen ein. Wir fuhren die längere Auffahrt hinunter bis zur Straße, bis ich den Wagen kurz stoppen ließ. „Scheiße, ich habe mein Handy liegen lassen, glaube ich ... ich bin gleich wieder da." Natürlich versuchte Paul mich aufzuhalten, denn wir könnten ja zurück fahren. Ich verneinte es dankend. „Selbst ist die Frau.", zwinkerte ich und eilte zur Halle zurück, durch den sandigen Weg musste ich tatsächlich aufpassen mir nicht die Beine zu brechen. *MOMENT – ZWISCHENTEXT FOLGT BEI MARITZA – HIER NICHT WEITERLESEN – ERST GLEICH* Ich rannte mit meinen High Heels zurück, so gut es eben ging. Mein Herz raste etwas. Und ich versuchte tief durchzuatmen, ehe ich die Tür des Fahrzeuges wieder öffnete. „Ich hatte es doch im Kleid versteckt.", zwinkerte ich aus der Puste. „Also, bist du bereit? Auf das leckerste, spanischste Essen der Welt?", fragte ich Paul lächelnd und hoffte im Inneren, meine Entscheidung nicht zu bereuen. Obwohl diese mir jetzt schon Bauchschmerzen bereitete.
Esme
sagt:
„Weglaufen klingt gut.", grinste ich und winkelte dabei meine Augenbrauen an, immer wieder mit dem Blick auf seine Gorillas. Einige seiner Leute waren in Ordnung und ich mochte sie dann auch leiden. Andere wiederum brachen in mir den Würgreiz hervor. Linc war einer dieser Menschen. Wir konnten uns nicht wirklich leiden. Für mich war er ein heuchlerischer Lügner. Er tat immer so, als würde hier alles jedes Mal reibungslos laufen, karschierte Zwischenfälle und gab dem Boss selten Bescheid, wenn es mal Schwierigkeiten gab. Und ob es unter der Gruppe gut lief? Seine Antwort wäre stets: PERFEKT! Ich könnte kotzen. Während Paul hin und wieder hinausschaute, tat ich ihm dies gleich. Der Weg zur Werkstatt war etwas länger, aber dafür hatten wir den besten Platz gefunden. Unauffällig, fernab. Keiner würde hier fragen stellen. Und da kamen wir auch schon an. Wir stiegen also mit seiner Gorilla Mannschaft aus. Ich wusste, dass er diesen Schutz brauchte, ich aber nicht, umso unwohler fühlte ich mich in ihrer Nähe. Dann vernahm ich seine Worte, nickte. „Richtig, eine bessere Lage würden wir nicht finden. Hier kann man sich austoben.", steuerte ich dem Gespräch bei. Und schon kam der Brechreiz wieder hoch, als ich Lincs Worte hörte. „Und der Bube ist nicht untalentiert.", äffte ich in meinem Kopf nach. Nein, aber das er ein Vergewaltiger ist, verschwieg er Paul – dabei ging es nicht um Lily. Und das er eigene Crewmitglieder abdackeln wollte, davon wusste Paul sicherlich auch nichts. Ich gab mich professionell und sagte nichts. Vorerst. Hier ging es ums Geschäft. Wir gingen also hinein, Linc rief Silas. War ja nicht so, dass ich hier der Boss war, aber er spielte sich gerne auf – machte einen auf Schwanzvergleich. Nur zu, umso jämmerlicher sah er für mich aus. Silas tauchte unter uns auf, gefühlt. Er rollte unter einem Auto hervor und stellte sich vor. Mein Blick lag fest auf ihm. Keine Mimik. Und während Paul sich mit ihm unterhielt, ihn musterte, spürte ich Silas abwertende Blicke auf mir. Ich schmunzelte unbemerkt. Wie dämlich konnte man nur so. Nun gut, er hatte ja keine Ahnung zu welcher Beziehung Paul und ich zueinander standen. Und es kam, wie es kommen musste. Paul pflichtete ihm zu seinem „Talent" bei. Ich musste durchschnaufen, diesen ganzen Lob hat er nicht ansatzweise verdient.
Esme
sagt:
Paul hatte mir mitgeteilt, dass er mich abholen wollen würde und wir dann gemeinsam zur Werkstatt fahren würden. Natürlich war ich damit einverstanden, weshalb ich ihm dies kurzerhand schrieb. „Klar, ich werde unten warten.", antwortete ich rasch und überdachte noch einmal mein Outfit. Zu gewagt? Zu offensiv? Zu einladend? Nein, Esme – es ist genau richtig so. Du siehst aus, als hättest du einen wichtigen Geschäftstermin und so war es nun einmal auch. Ich stand wenig später unten, vor meiner Eingangstür, als ich bereits die SUVs aus der Ferne entdeckte. Ich hatte ganz vergessen mit welcher Eskorte er stets unterwegs war. Sicherheit ging vor, aber für jemanden, der sonst normal lebte, war es, als würde man mit dem Präsidenten abhängen. Und so etwas Ähnliches war Paul immerhin, der Präsident des Kartells. Der Fahrer stieg aus und öffnete mir die Tür, damit ich einsteigen konnte. Noch bevor ich meinen ersten Fuß reingesetzt hatte, vernahm ich Pauls Stimme. Ich gab mich souverän, tat ich immer, wenn seine Angestellten dabei waren - ich wollte nie, dass es den Anschein machte, als hätte ich Extras, nur weil wir uns besser kannten. „Danke, Boss.", zwinkerte ich bei seinem Kompliment also und setzte mich neben ihn. „Es geht mir prima und dir? Hattest du einen guten Flug?", erkundigte ich mich, als neben mir die Tür zuging. Ich nannte nochmal die Adresse der Werkstatt. „Und wir fahren mit all den Gorillas dahin?", flüsterte ich ihm schmunzelnd zu, ehe ich mich anschnallte.
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