Gästebuch von Raven

„Ma naturalmente...", sagte Paul trotzdem überrascht. Er war es nicht gewohnt, dass es sich jemand entgehen ließ, mit ihm Zeit zu verbringen. Aber natürlich hatte er dafür Verständnis. „Wirklich schade, aber wenn die Pflicht ruft. Gutes Gelingen wünsche ich.", lächelte der Italiener freundlich. Dass er grade vor der Tochter seines toten Erzfeindes stand, der Mann, der seinen Großvater tötete, war für ihn nicht ansatzweise zu erahnen, zum Glück. Ich beobachtete das Geschehen, verstand, dass Raven nur eine Ausrede gefunden hatte. Sie hatten ihre Gründe, Paul aus dem Weg gehen zu wollen. Ich musste nur noch herausfinden, was für welche. „Was für ein Angebot. Das können wir nicht abschlagen, ho ragione, Stefan?" Es dauerte immer, bis ich mir seine Sätze übersetzen konnte. Mein Italienisch war nie sonderlich gut gewesen, was mein Vater schon damals aufgeregt hatte. Wenn er wütend oder besonders glücklich war, sprach er nur auf seiner Muttersprache und es ärgerte ihn dann, wenn niemand ihm richtig folgen konnte. „Äh... ja. Also... wollen wir los?", fragte ich etwas nervös, als ich auf die Küche deutete, um sie Paul zu zeigen. Clarke und Lexa, sowie die anderen meldeten sich ebenfalls ab. Bellamy: „Wir müssen draußen die Farbeimer reinholen. Wir sind dafür zuständig, die Terrasse mitzubauen." Das gefiel Paul, natürlich. „Oh... das ist... bemerkenswert." – „Jaaaaaaaaa, nicht waaaaahr?", kam es fast ironisch über Murphys Lippen, als er seine Hand auf Bellamys Rücken gelegt hatte, um ihn Richtung Ausgang zu schieben. „Mh... bleiben wohl nur wir drei übrig.", klang er schon fast etwas verwundert. „Und die vier Leibwächter." Das musste ich nochmal erwähnen. „Richtig. Ich bin so an sie gewöhnt, dass ich sie oft vergesse." Das hatte Murphy noch mitbekommen. Er war grade auf der gleichen Höhe wie Pauls Security, als er dem Mann neben ihm sagte: „Hast du das grade gehört? Nicht sehr freundlich, wenn du für deinen Boss wie Luft bist." Professionell wie er war, ignorierte er das Gerede gekonnt und folgte uns in die Küche. „Ahhhh, das ist gar nicht schlecht, oder?", fragte Paul mich dann, als ich nur dastand. „Ist okay, ja." – „Begeistertung sieht anders aus, mh? Was fehlt dir hier, Stefano?" Die italienische Version meines Namens. Am liebsten hätte ich gesagt, dass mir Freunde fehlten, weil ich wahrscheinlich grade alle dank ihm verloren hatte, aber ich schwieg. „Mh, wo sind meine Manieren? Wie darf ich die junge Dame nennen?"