Gästebuch von Emilia

»Wie siehst du denn sonst aus?«, wollte er interessiert wissen, während er sein Kinn anhob und sie genauer zu mustern. »Ich bin mir sicher, genauso gut wie heute Abend.«, ein kleines Grinsen zierte seine Lippen. Als sie dann über Pablo redeten und sie lachte, musste er es auch. »Wieso lachst du? Du lachst doch nicht meinen Pablo aus? Oh, leg dich nicht mit mir an, Kleines.«, drohte er ihr spielerisch. »Naja, ein Hunderter pro Tag? Ich will, dass es ihm an nichts fehlt. Wenn er bei mir ist...«, jetzt ging es los, Rio redete sich in Rage, wenn es um seinen Wauwau ging. »Er bekommt nur das gute Zeug, bio, nachhaltig, viel Fleisch und so. So richtig teuer, das geb ich dir dann mit, er hat seine eigene Tasche. Und falls du mal im Auto unterwegs bist, er hat auch einen Autositz, steht in eingestickt sein Name auf der Lehne. Und sonst, er mag gern spazieren gehen, aber er ist sehr euphorisch, deswegen ist er schnell aus der Puste. Ansonsten mag er es, wenn man ihm die Wangen küsst. Keine Ahnung, aber er macht dann immer die Augen zu.« Dann lehnte er sich zurück. »Er... er bedeutet mir viel, genau wie mein Sohn. Ich hab Pablo aus einem Karton, er soll es immer gut haben.«

»Wundert mich nicht.«, sagte Rio grinsend, was ihre Selbstverteidigung anging. »Du wirst frech, gefällt mir. Ich mag Mädchen, die nicht auf den Mund gefallen sind. Gibt zu wenige davon, behalt's bloß.« Er legte seine Lippen erneut an seine Coke, trank sie dann in mehreren Schlucken aus. »Du hast recht, das ist wichtig. Dass er dich mag und so. Er hat mir von dir erzählt, hat aber nicht erwähnt, dass du so... auuuuußergewÖöööÖhnlich bist.«, lachte er. »Naja, er ist zu klein, um sowas zu beurteilen, dafür ist Daddy ja da.« Er beugte sich nach vorn, legte seine Arme auf den Knien ab, faltete seine Hände ineinander. »Ey, du... ähm... du passt auf Kids auf... wie sieht's mit Hunden aus? Ich hab da einen Kumpel mit ner kalten Schnauze, der so ein oder zwei Stunden am Tag Gesellschaft braucht. Ich zieh Menschen vor, keine Ahnung, kein Bock auf so einen Hundekindergarten oder sowas. Er heißt Pablo, ist so ein kleiner... wie heißen die... Mops. Diese Dicken, weißt schon.«

»Leichte Beute? Hab ich nicht gesagt.«, nuschelte Rio während des Essens. »Du bist sexy, deshalb. Die Jungs sehen dich, wollen sich auf dich stürzen. In so ner Bar doch Standardprogramm.«, erklärte er, wischte sich dann den Mund mit einer Serviette ab. »Aber chill, vielleicht hab ich auch ne falsche Wahrnehmung, wollte dir nicht zu nahe treten.«, zwinkerte er schmunzelnd, als er noch einen Schluck seiner Coke nahm. »Also...«, fing er an, lehnte sich auf dem Sofa entspannt zurück. »Und du arbeitest hier... für Maria? Du passt auf meinen wertvollsten Schatz auf. Dann sollten wir einander mögen, denkst du nicht auch? Also, Emilia... dann bring mich mal dazu.«

»Entspann dich, Kleine.«, sagte er lässig zu ihr und aß weiter, als er sich auf die Couch setzte und es sich gut gehen ließ. »Du hast doch gesagt, man sieht sich zweimal im Leben... oder sowas in der Art, da hast du's.«, gab er von sich, nahm sich eine Coke, ließ sie zischen, als er trank und sie dann amüsiert betrachtete. »Keine Sorge, ich steck's weg. Bin keine Petze. Aber... was treibst du in solchen Bar's. Die ist bekannt für dreckige Geschäfte. Jemand wie du sollte da nicht abhängen, echt nicht.« Er biss erneut ab, trank, wartete auf ihre Antwort. »Ich mein...«, fing er wieder an. »Sieh dich an. Gefundenes Fressen.«

Ohne groß nachzudenken, warf Rio ihr sein Handy entgegen. Auf dem Sperrbildschirm war ein Foto von ihm und Marcus zu sehen, umarmend vor einem Weihnachtsbaum. »Das war vorletztes Jahr. Er wächst so schnell, das ist krass.«, erzählte er. »Und um dich zu beruhigen, oben ist sein Zimmer, gegenüber das Bad, am Ende des Flures hängt ein großes Bild von ihm und mir, eines auf dem Spielplatz. Und hier unten ist das Schlafzimmer, da von das Wohnzimmer. Die Dessous meiner Ex versteckt sie gern in der zweiten Schublade ihrer Kommode. Noch mehr Informationen?«, er klang schon beinahe etwas gelangweilt, dann zog er sich seine schwarze Jacke aus, hing sie sorgfältig an einen Kleiderhaken, dann an die Garderobe. Mit lässigen Schritten marschierte er ins Wohnzimmer, genehmigte sich ein Stück Pizza und schaute sich interessiert um. »Du wolltest doch kein Zeug für Marcus kaufen, oder? Um mit ihm einen drauf zu machen. Er ist erst 6.«, diesmal grinste er etwas und biss von der Pizza ab.