Gästebuch von Octavia
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Stefan
sagt:
„Mit meinen Beispielen wollte ich dir lediglich zeigen, dass ich nichts anderes von ihm kannte, als den guten, verständnisvollen Typen. Ich rede von Geschichten, die ich selbst, naja, miterlebt habe. Nicht irgendwelche Berichte in der Zeitung. Ich wollte nur meine Unschuld untermauern, dass ich keinem Killer nachlaufe.", versuchte ich, mich zu erklären. Manch einer behauptete, ich war ein Meister der Worte. Vielleicht, wenn es um Liebesbriefe ging, aber nicht, wenn ich etwas klarmachen wollte. Als Octavia Esme nannte, zuckte ich innerlich kurz zusammen. Esme und ich verstanden uns gut, ich mochte sie sehr und ich vertraute ihr. Über sie zu reden war schwierig für mich, weil ich mich in diesem Moment sofort auf ihre Seite geschlagen hätte und somit viel zu offensichtlich wäre, dass wir einander gut kannten. Dies wiederrum hätte Octavia verunsichern können, also nickte ich nur. Dass sie Esmes Namen kannte, wusste, dass sie schwanger war, konnte man in jedem Klatschblatt lesen. Dass sie aber von ihrem Verrat an Paul wusste, bewies erneut, dass sie alle tiefer in dem Hass steckten, als sie vorgaben. „Ich sage nicht, dass du vorhast, Rache zu verüben. Aber dass du es gerne willst. Das sind zwei unterschiedliche Dinge, wenn du mich fragst.", sagte ich dazu. „Einigen wir uns dadrauf, dass du mich anlügst, wenn es darum geht." Ich zuckte die Achseln, alles andere ergab für mich keinen Sinn. Nur die Vorstellung, dass jemand Ash oder Lily etwas antun könnte, meiner Mum oder Zuss, Maritza, machte mich rasend vor Wut. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich plante, Silas etwas Furchtbares anzutun, wann immer ich mit einer Vergewaltigung konfrontiert wurde, sei es durch Filme oder Bücher, Nachrichten. Dann hielt ich mir vor, was Paul getan hatte... Lilys Entscheidung respektiert, so schwer es auch war, musste ich das auch tun. Das bedeutete aber nicht, dass ich damit leben konnte oder wollte. Ein Grund, warum Silas und ich niemals eine Zukunft haben konnten. „Du bist verschwunden, als er hier war, weil du ihn umgebracht hättest. Selbst, wenn du ihm dann in den Tod gefolgt wärst, richtig? Zumindest hätte ich es so gemacht. So empfindlich wie du bei diesem Thema bist, verständlicherweise, willst du, dass er leidet. Dass er sich wünscht, niemals geboren worden zu sein." Kurz driftete ich ab. „Sorry... ich habe grade von mir selbst gesprochen." Silas. Wie ich sagte, wann immer ich mich mit diesem Thema konfrontierte, ging es mit mir durch. „Diese richtige Chance... behandle mich nicht mehr als wäre ich es gewesen, der dir so weh getan hat. Du mochtest mich, oder? Ist davon noch etwas übrig? Wenn ja, dann... lass uns kennen lernen. Lass uns einander versuchen, zu verstehen. So wie jetzt. Wir erfahren Dinge übereinander, die uns zusammenbringen... ans selbe Ziel, vielleicht. Ich will einfach wissen, wem ich die Hand reiche, wenn Paul Vedere vor mir steht. Und wen ich beschützen muss, wenn es drauf ankommt."
Stefan
sagt:
„Das, was ich heute über dich erfahren habe, würde ihn wahrscheinlich nicht beeindrucken, richtig. Er würde es als Gerede abstempeln, weil ich mir sicher bin, dass es solche Geschichten wie Sand am Meer gibt für ihn, ich würde nur gern wissen, was alles davon wahr und was falsch ist.", sagte ich, klang beinahe verzweifelt. „Aber ich werde ihm nichts sagen.", versprach ich ihr. „Nichts, was mit euch zu tun hat." Kurz senkte ich meinen Kopf, dann schaute ich ihr wieder tief in die Augen, während sie sprach. Sie erklärte, dass meine Leute nicht in Sicherheit waren, solang sie an Pauls Seite waren und dass sie jemand kannte, der untertauchen musste, weil man eben nicht freiwillig aussteigen konnte. Enthusiastisch nickte ich, immer wieder. „Ja, genau das meine ich... dieses Wissen. Dass man nicht austreten darf. Dass es überhaupt so ein eingeschworener Clan ist, wusste ich nicht. Ich dachte, es geht meistens um die Familie Vedere, um seine Firmen, seine Leute, aber nicht um eine... naja... Mafia, auch wenn man diese Bezeichnung schon öfters in seinem Zusammenhang gehört hat." Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Die Luft hier drinnen war stickig. „Er wurde mir als verständnisvoll, respektabel und ehrenhaft vorgestellt. Beispiele wurden genannt, es gab nie etwas, das mich zweifeln ließ, im Gegenteil." Nun war ich am Zug, ihr etwas zu verraten. Unmerklich kam ich ihr näher. Es konnte uns ohnehin niemand hören, aber allmählich wurde ich paranoid, also näherte ich mich mit meinem Mund ihrem Ohr. „Jemand aus seinem... Clan... wie auch immer... hat eine dunkle Vergangenheit. Er hatte Paul nichts davon erzählt, wurde von ihm mit offenen Armen empfangen, im großen Stil. Es ging um... einen... Gewaltakt gegen eine Frau. Angeblich etwas, das für Paul Vedere eine Todsünde ist. Irgendwann hat er es erfahren. Bevor Paul sich vergaß, räumte er das Feld und verschwand aus der Stadt, um seinem Arbeiter kein Haar zu krümmen. Die... Frau hatte ihrem... Mann aber schon längst vergeben, also verschonte Paul ihn, obwohl er ihm verschwiegen hatte, was er damals getan hatte, stattdessen spielte er den Traummann. Paul strafte ihn, entzog ihm bestimmte Privilegien, aber er ließ ihn am Leben." Das war eine der Geschichten, die ich kannte. „Natürlich muss man niemanden umlegen oder bestrafen, vor allem nicht, wenn es ihn eigentlich nichts anging, aber es war ein Verstoß seiner Vorstellungen... in seinem Clan und er zeigte, naja... Gnade? Ich spreche mich nicht für ihn aus, ich will damit nur offenlegen, was ich erlebt und gehört habe." Ich löste mich kurz von ihr, strich mir erneut über die Stirn, beugte mich dann wieder nach vorn, direkt an ihr Ohr. „Dann... weiß ich, dass jemand aus seinem Clan einen ‚Bruder' verraten und an jemand anderen ausgeliefert hat. Anschließend kam diese Person zu Paul, um sich die Strafe abzuholen, aber auch in diesem Fall zeigte er sich gnädig und verschonte sie." Nun stützte ich meine beide Handflächen gegen die Tür, sodass Octavia zwischen meinen Armen stand und wir einander ansahen. „Verstehst du, warum ich keinen Verdacht geschöpft habe, dass er böse sein könnte?", fragte ich sie mit großen Augen. Als es wieder um Rache ging, legte ich den Kopf schief, musterte sie genau. „Wir können anfangen, uns zu vertrauen, wenn du aufhörst, mich anzulügen. In deinem Fall würde jeder Rache wollen. Es sei denn, man erlitt eine Gehirnwäsche und ist nicht mehr man selbst, aber du wirkst sehr... wie du selbst, wenn ich das beurteilen kann." Es war so heiß in diesem Raum, dass mir immer wieder der Schweiß über die Stirn lief. Vielleicht hätten sie hier ein Fenster einbauen sollen. Aber der Lärm der Waschmaschinen würde sicher den Campus stören. „Gib mir eine Chance. Eine richtige Chance. Lass mich dir zeigen, dass ich kein Mitläufer bin. Und dass ich vielleicht mehr weiß, als wir beide grade vermuten. Denk, was du willst, Octavia, aber ich glaube, dass wir einander mehr brauchen werden, als dir lieb ist, wenn es stimmt, was du über ihn sagst."
Stefan
sagt:
„Ein Spion?", ich runzelte die Stirn. „Was soll ich denn spionieren? Wie du gern deine Pancakes isst? Okay, du hast einen triftigen Grund, Hass zu verspüren. Wut, Schmerz. Aber was davon würde einen Spion interessieren?" Klar, ein Spion hätte genau wie ich reagiert, aber ich fragte mich, warum sie soweit dachte. Vielleicht nicht grundlos, aber das war grade nicht das, warum ich hier war, mit ihr. „Keine Ahnung, was du alles gehört oder gesehen hast, aber ich werde niemandem irgendetwas antun oder erzählen. Und nein, das hier ist... keine Ahnung, es hat einen Grund, ich weiß nicht, welchen, aber es kann kein Zufall sein.", das sagte ich eher leise und nachdenklich zu mir selbst, dann konzentrierte ich mich aber wieder auf Octavia. „Verstehe mich nicht falsch... ich will nicht gegen ihn arbeiten und ich arbeite auch nicht für ihn. Ich bin hier, um zu studieren, genau wie du. Aber ich kenne ihn, mehr oder weniger und wir teilen ein paar... Bekanntschaften, die ich in Sicherheit wissen will. Noch nie traf ich jemanden, der etwas Negatives über Vedere sagen konnte, wollte, durfte, was weiß ich. Gelesen habe ich viel, aber du bist die Erste, die ihn in einem anderen Licht darstellt. Du musst mir nichts anvertrauen, keine Insiderinformationen oder Namen über diese... Tragödie verraten... aber vielleicht weißt du mehr als ich und kannst meinen Horizont erweitern. Wenn er Menschen einfach so tötet, will ich meine Leute zuhause in Sicherheit wissen. Also brauche ich deine Sicht auf ihn." Ich atmete tief durch bei ihrer Frage. „Nein, ich bin nicht in der besseren Position, um herauszufinden, was wirklich hinter ihm steckt. Klar, ich kriege Dinge mit, ich bin aber keine Vertrauensperson von ihm. Ich bin nahe genug dran, um herauszufinden, wo er ist, was er für Termine hat, ja und vielleicht wird dir das helfen. Du kochst vor Wut, du musst so rachsüchtig sein. Du kannst mir nicht erzählen, dass es das war... dass du nichts gegen ihn vorhast nach allem. Behalt es für dich, wenn's so ist. Behaupte das Gegenteil, okay. Aber ich könnte dir dabei helfen, einen Weg zu finden, Rache zu verüben. Vielleicht nicht, wie du es dir insgeheim wünscht, aber anders. Wenn er so ist, wie du es sagst, dann öffne mir die Augen und ich reiche dir meine Hand, um diesen Weg zusammenzugehen." Meine ganze Hoffnung lag in meinem Blick. So viel Wut wie hier herrschte, musste einiges los sein. Wenn Paul Vedere ein schlimmer Mensch war, musste ich handeln. Was, wenn Paul Esme heiraten würde? Dann wäre Lily ein Blutsmitglied dieses Clans, dann gab es niemals ein Entkommen. Der Gedanke ließ mich für einen Moment in einer anderen Welt sein. Nach ein paar Sekunden schüttelte ich meinen Kopf, konzentrierte mich. „Du hast nichts zu verlieren, Octavia. Was bringt es uns, wenn wir die Gemüter spalten wegen eines Mannes, der in unseren Leben besser keine Rolle haben sollte? Denn, weißt du... bisher hat mir seine „Hilfe" nicht wirklich geholfen."
Stefan
sagt:
„Du bist schlau, Octavia Blake.", sagte ich dann, während wir dicht voreinander standen und uns anschauten. „Aber du siehst grade nur die Nachteile, die ich mitbringe. Als wäre ich eine Werbetafel für diese Person, die du hasst." Ich wollte nicht wieder und wieder Paul's Namen erwähnen. Es musste sich grässlich anfühlen. „Aber was, wenn es kein Zufall ist, dass ich ausgerechnet hier gelandet bin... bei dir?" Ja, ich war tiefgründig, glaubte an das Schicksal und die große, wahre Bestimmung im Leben. Das hier war so seltsam, dass es einen Grund geben musste. Diese Erklärung war mir das Universum schuldig, doch vorerst musste ich Octavia davon überzeugen, dass ich nicht der Feind war. „Die Wut, die du in dir trägst... wie willst du damit leben, mit dieser Bürde? Was hast du vor?", wollte ich in Erfahrung bringen. „Keine Sorge, ich erwarte nicht, dass du mir blind vertraust, tue ich dir auch nicht, aber ich denke, dass ich für dich von Nutzen sein kann, wenn wir Hand in Hand arbeiten." Ich suchte in ihren grünen Augen nach einer Emotion, irgendeiner Reaktion. „Du hilfst mir dabei, herauszufinden, was wirklich hinter Paul Vedere steckt und ich helfe dir dabei, der Welt mitzuteilen, wer Paul Vedere wirklich ist." Der Hass dieser Gruppe auf einen einzigen Mann ist so unglaublich, dass es noch viel mehr als Lincoln geben musste. Auch wenn ich an Loyalität glaubte, war ich nicht der Ansicht, dass Lexa und Octavia so ein gutes Verhältnis miteinander hatten, dass sie sich für Octavia und ihre Tragödie dieser bloßen Wut hingab. Jeder schien auf seine eigene Weise betroffen zu sein. Und wenn dem so war, fragte ich mich, ob Paul Vedere's Weste wirklich so rein war, wie er es stets beteuerte. Wenn nicht, musste ich es wissen, um meine Leute in Jackson zu beschützen.
Stefan
sagt:
„ICH WUSSTE NICHT, DASS ER EIN MÖRDER IST, OCTAVIA.", diesmal schrie ich sie an, es klang eher verzweifelt. „Ich habe dir gesagt, dass ich Dinge gehört habe, mehr nicht." Ich schüttelte den Kopf. Sie wollte mich nicht verstehen oder konnte mich nicht verstehen, am Ende lief es auf's Gleiche hinaus. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Wie ich handeln sollte. Erneut redete Octavia darüber, dass ich Geld von ihm bekam, weil er in mich investierte, dabei besaß ich keinen Cent von ihm, aber ich blieb bei meiner Story. Sollte sie mich hassen. Sollte sie denken, dass ich derjenige war, der an Paul haftete. Besser so, als dass sie wussten, dass mein Bruder knietief in seinem Business steckte und dessen Freundin Lily war. Meine Lily. Sie war der Grund, warum es ihn zu schützen galt. In Zeiten wie diesen wusste man nicht, wer zu was fähig war. Und Octavia erschien mir sehr rachsüchtig zu sein. Wer wusste also, was sie mit meinem Bruder machen würde, wenn sie ihn vor sich haben würde? Jemanden, der aus Überzeugung, Lust und Laune für Vedere arbeitete. Oder was sie mir antun würde, um an Silas ranzukommen, immerhin war er der Kopf von Vederes Infrastruktur dank Clifford. Der Schlüssel zu allem. Und wenn jemand Rache wollte, kannte er Schwachstellen, Personen, Namen. Egal, wie gut man abgeschirmt war, Spuren hinterließ jeder irgendwann einmal, also musste ich, solang ich konnte, die Hauptrolle in der Vedere Telenovela spielen. „Nein, Lexa. Es gibt auch Menschen, die ich nicht liebe, die nicht zu mir gehören, die ich hassen könnte, aber trotzdem beschütze. Weil das einfach ich bin.", beteuerte ich und dachte dabei an Rio. Nichts und niemanden verfluchte ich mehr. Für alles, was er getan und mir genommen hatte. Trotzdem verabscheute ich, was Silas ihm angetan hatte. Trotzdem versuchte ich, meine Wut und meinen Groll zu drosseln. Diese Wut, der Hass hatte mich verändert, mich zu jemandem gemacht, der ich nie sein wollte. Raven hob ihre Stimme, schilderte die Situation. Dankend nickte ich ihr zu. Es waren neutrale Worte, die alles gut widerspiegelten. Auch Echo sprach sich für eine zweite Chance aus. Auch wenn ich nicht der Meinung war, irgendetwas falsch gemacht zu haben, war ich trotzdem dankbar, dass sie mich hier wohnen lassen wollte. Clarke ebenfalls. Bellamy schaute mich an, schüttelte den Kopf und kehrte mir den Rücken, nachdem Octavia die Küche verlassen hatte. Lexa war eine gute Anführerin, das wollte ich zumindest glauben, aber in vielen Punkten war sie zu schwach, um wirklich durchzugreifen. Von ihr hätte ich mir gewünscht, dass es auch eine Konsequenz für Octavia gegeben hätte, nicht nur für mich. Immerhin waren wir zu zweit, als diese Argumentation losging. Murphy winkte erneut ab, folgte Bell und Octavia nach draußen. Bei den anderen bedankte ich mich. „Ich wollte keinen Ärger machen. Hätte nicht gedacht, dass ein „Pro Vedere" – Ruf schlimmer als ein „Ich habe Trump gewählt" – Geständnis ist, aber... man lernt nie aus. Besonders an einem Ort wie diesem nicht. Fortan werde ich meine Klappe halten. Vielleicht wächst irgendwann Gras über das alles und wir können wieder gemeinsam zum Mittag essen." Seufzend schaute ich nochmal in die Runde, schenkte allen ein schnelles Lächeln, als ich nach draußen ging und Octavia sah, die grade hoch in ihr Zimmer ging. Ich schaute um mich, anscheinend hatte sie ihren bissigen Bruder im Wohnzimmer gelassen, weshalb ich die Treppen hochschnellte und sie vor den Tür des Wäscheraumes stoppte. „Octavia." Ja, manch einer würde sagen, ich war eine Nervensäge und selbstmordgefährdet. Als sie zu mir gedreht war, machte ich einen Satz nach hinten, öffnete die Tür des Waschraumes, zog Octavia hinein und verschloss die Tür hinter ihr. „Ich erklär dir alles.", sagte ich etwas lauter, hielt dabei ihren Mund zu und schaute ihr dabei tief in die Augen. Sie war stark, mir aber körperlich unterlegen, zudem hatte ich den Überraschungsmoment. Die Waschmaschinen hinter uns waren im Gange, weshalb ich etwas lauter sprechen musste, uns aber auch niemand hören konnte. „Vielleicht kann ich dir helfen...."
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